Die Wissenschaft der Entscheidungsfindung

Ein Mann in einer Apotheke nimmt einen Artikel aus einem Regal.

Jüngste Forschungsergebnisse können Ihnen helfen, die wissenschaftlichen Aspekte der Entscheidungsfindung Ihrer Patienten besser zu verstehen

Modelle aus der Psychologie und den Verhaltenswissenschaften können dabei helfen, den schrittweisen Prozess von Überzeugung über Absicht bis hin zur Handlung zu erklären. Dies kann nützliche Möglichkeiten bieten, um zu verstehen, welche Hindernisse für eine Verhaltensänderung des Patienten bestehen.1 Während das Hinterfragen von Fehlannahmen der Patienten einen wichtigen Teil der täglichen Praxis darstellt, werden Gesundheitsfachkräfte auch mit jenen Patienten vertraut sein, die gute Absichten zu haben scheinen, aber Schwierigkeiten haben, diese in die Tat umzusetzen.1

Die reichhaltige Vielfalt an Forschungsergebnissen aus allen Bereichen der Humanwissenschaften kann uns dabei helfen, die Gründe für diese Diskrepanz zu verstehen und sie zu lösen.1 Neue Erkenntnisse über rationale und unbewusste Entscheidungsfindung können herangezogen werden, um neue Wege zu finden, wie Menschen wirksam zu positiven und dauerhaften Verhaltensänderungen bewegt werden können, wobei die Anwendungsmöglichkeiten im Gesundheitsbereich sehr unterschiedlich sind.1, 2

Rationaler Umgang mit Fehlinformationen

Traditionell zielten Kampagnen zur Verhaltensänderung auf eine eher rationale Art der Entscheidungsfindung ab (z.B. Aufklärungsplakate über die Gefahren des Rauchens).2 Die Entwicklungen in der Gesundheitspsychologie haben es uns ermöglicht, diese Art von Glaubenssystemen der Patienten besser zu verstehen. Zudem kann nun festgestellt werden, wo möglicherweise Hindernisse für die Annahme von medizinischen Empfehlungen bestehen, um Methoden zu entwickeln, die diese überwinden.3

Eine Frau berührt den Bildschirm Ihres Mobiltelefons, um ein Spiel zu spielen

Fallstudie: Prebunking-Gamification und COVID-19

Ein psychologischer Ansatz, der als „Prebunking“ bezeichnet wird, ist eine Möglichkeit, die Forscher vorgeschlagen haben, um Fehlinformationen zu bekämpfen. Dabei werden Menschen vor einem bevorstehenden Angriff auf ihre Überzeugungen gewarnt und die Fehlinformation präventiv widerlegt, entweder durch SMS, Videos oder sogar Spiele.3

Die Universität Cambridge hat ein 5-minütiges Online-Spiel namens “Go Viral!” entwickelt, das die Grundsätze des Prebunking erfolgreich anwendet. Nach dem Spielen des Spiels nahmen die Menschen Fehlinformationen über COVID-19 als manipulativer wahr, es stärkte ihr Selbstbewusstsein, Fehlinformationen zu erkennen und verringerte ihre Bereitschaft, Fehlinformationen mit anderen zu teilen.4

Die subtile Kunst der unbewussten Entscheidungsfindung

Zwar sind wir eher mit rationalen Kampagnen zur Gesundheitsaufklärung vertraut, doch hat sich gezeigt, dass viele menschliche Entscheidungen unbewusst getroffen werden. Eine Metaanalyse ergab, dass lediglich 28% der Variation der resultierenden Verhaltensänderung auf Veränderungen der rationalen Handlungsabsichten zurückzuführen sind – folglich spielen weitere Faktoren eine Rolle.5

Da Entscheidungen unbewusst getroffen werden und von einer Vielzahl möglicher Kontextfaktoren beeinflusst werden, ergeben sich für medizinisches Fachpersonal interessante Möglichkeiten, ihre Umgebung so zu gestalten, dass eine Verhaltensänderung herbeigeführt wird.

Eine Person wäscht sich in einem Waschbecken die Hände mit Seife.

Fallstudie: Olfaktorisches Priming und Handhygiene

Eine Studie hat gezeigt, dass ein “klarer” Zitrusduft Menschen unbewusst dazu bringen kann, sich die Hände zu waschen. Olfaktorisches Priming ist der Prozess, bei dem die Exposition gegenüber bestimmten Geruchsstoffen das Verhalten verändern kann, ohne dass die Person sich dessen bewusst ist. Die Methode erwies sich als wirksames Mittel zur Steigerung des Handhygieneverhaltens auf der chirurgischen Intensivstation eines Krankenhauses in Miami, Florida. Personen, die die Intensivstation betraten und dem Zitrusduft ausgesetzt waren, setzten im Vergleich zur Kontrollgruppe mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit die Handhygiene um (46,9 % vs. 15.0 %; p =.0001).6

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